Über 500 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an einem interessanten Begleitprojekt zur Anne-Frank-Ausstellung in Sondershausen. In zwei verschiedenen Rundgängen setzten sie sich intensiv mit der Geschichte der Stadt und den Schicksalen von Opfern während der Weltkriege auseinander.

Für viele war es das erste Mal, an einem derartigen Projekt teilzunehmen, aber die Herausforderungen durch wechselhaftes Herbstwetter und eisigen Schnee wurden erfolgreich gemeistert. Die Schülerinnen und Schüler engagierten sich lebhaft und stellten während des Rundgangs zunehmend tiefergehende Fragen.

Der sowjetische Ehrenfriedhof in Sondershausen wurde zu einem besonderen Ort der Reflexion. Hier erinnert u.a. ein Gedenkstein an einen abgestürzten Piloten, der sein Leben opferte, um sein Flugzeug nicht über der Stadt abstürzen zu lassen. Der Unfall ereignete sich 1979, deutlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Dennoch wäre der Pilot ohne den Krieg und der anschließenden Besatzung Ostdeutschlands durch die Sowjetunion nicht in Sondershausen gewesen. Deswegen ist ihm auf dem Friedhof ein Gedenkstein gewidmet.

Die Schülerinnen und Schüler konnten im Rahmen des Projektes persönliche Verbindungen zu den Geschichten ihrer Familien herstellen und ihre Erfahrungen einbringen.

Ein besonderer Moment ereignet sich am Stolperstein für eine jüdische Familie. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren von dem Schicksal der Familie Simon, die von den Nationalsozialisten aus der Gesellschaft ausgestoßen und stigmatisiert wurde. Die Familie floh über Shanghai in die USA und überlebte so das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

Weitere Gedenkorte, darunter der Hauptfriedhof mit den Kriegsgräbern und den Gedenksteinen für die Widerstandskämpfer Heinz Koch und Nikolaus von Halem, wurden aufgesucht. Die politische Teilung Deutschlands wurde auch anhand von Wahlplakaten aus der BRD und der DDR verdeutlicht. Auch ein Denkmal für Gefallene des Ersten Weltkriegs wurde besucht.

Besondere Aufmerksamkeit galt dem jüdischen Friedhof, wo Unterschiede zwischen jüdischer und christlicher Bestattungskultur beleuchtet wurden. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren von der jüdischen Geschichte Thüringens, einschließlich jüdischer Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs und des Leids der jüdischen Bevölkerung während des Nationalsozialismus.

Die Veranstaltung schlug eine Brücke zwischen der Anne-Frank-Ausstellung und verschiedenen Gedenkorten in Sondershausen, und ermöglichte den Schülerinnen und Schülern, Geschichte nicht nur zu lernen, sondern auch zu reflektieren.

Text: Fabian Weigel, Bundesfreiwilliger

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