Meldungen aus dem Landesverband Thüringen
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Arbeitseinsatz JAK 17. Juni 2023

Leonie Thenent

Besucher des Jenaer Nordfriedhofs wurden am Samstag, den 17. Juni auf ungewöhnliche Weise überrascht. Eine Gruppe junger Erwachsener rückte mit Wassereimern und Bürsten an und reinigte die sonst eher verlassenen Kriegsgräberstätten. Ungefähr alle halben Jahre realisiert der Jugendarbeitskreis des Landesverbands Thüringen einen Arbeitseinsatz auf einer von insgesamt 570 Kriegsgräberstätten im Freistaat.

Am letzten Wochenende war es dann wieder so weit. Beginnend an den Gräbern von Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeit leisten mussten, befreiten die zehn Ehrenamtlichen, unterstützt von Herrn Frink von der Friedhofsverwaltung Jena, die Steine vom Moos und machten somit die Inschriften wieder lesbar. Besonders oft waren die Todesdaten 17. und 19. März 1945 eingraviert, denn an diesen Tagen erlebte Jena seine schwersten Bombenangriffe, bei denen auch viele Zwangsarbeiter starben. Während einer Führung wurde auch Mario Suardis Schicksal beleuchtet. Er kam im Frühjahr 1944 im damaligen Zwangsarbeiterlager Rosengarten bei Kahla an, und musste anschließend Zwangsarbeit beim Rüstungswerk REIMAHG leisten. Auf dem Weg zwischen dem Lager und seinem Arbeitsplatz kam der erst 18-jährige bei einem Unfall ums Leben. Doch statt wie andere Zwangsarbeiter in einem Massengrab verscharrt zu werden, wurde er auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Die Gründe dafür konnten bis heute nicht geklärt werden.

Fortgeführt wurden die Arbeiten dann auf der Kriegsgräberstätte des Zweiten Weltkriegs, auf der sowohl Zivilisten als auch Militärangehörige bestattet wurden. Das Beispiel Rudolf Schulze zeigt, dass die Soldaten dafür nicht unbedingt in Jena verstorben sein mussten. Gebürtig aus Jena wurde der junge Mann nach seinem Tod per Schiff wieder in seine Heimatstadt überführt.

Die letzten Pflegemaßnahmen fanden auf der Anlage für die Toten des Ersten Weltkriegs statt. 1915 wurde hier der erste im Krieg umgekommene Jenaer Student mit einem großen Kriegerbegräbnis bestattet. Ein Artikel der Jenaischen Zeitung vom 24.08.1915 schildert: „Die hiesige Garnison hatte eine Kompanie zur Trauerparade abgestellt, die dann auch über das Grab schoß. Der Sarg wurde von sechs Unteroffizieren getragen.“

Zwischendurch entstanden immer wieder Gespräche mit interessierten Besuchern, die das Engagement der Freiwilligen lobten. Nach einigen arbeitsreichen Stunden waren alle Begräbnisfelder wieder in Ordnung gebracht und sind nun wieder ein Ort zum Gedenken und selbst Gedanken machen.

Der Volksbund und die Friedhofsverwaltung bedanken sich bei allen Beteiligten für die Unterstützung.

Text: Ronja Heinrich, Bundesfreiwillige