Meldungen aus dem Landesverband Thüringen
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Volkstrauertag 2021 - Erinnerung und Verantwortung

Eisige Kälte, vernebelte Sicht und tiefgrauer Himmel konnten am 14.11.2021 weder die Veranstalter noch zahlreiche Besucher davon abhalten, zusammen die zentrale Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertags zu begehen. 

In Eisenach, wo die Gedenkstunde dieses Jahr unter Moderation von Landesgeschäftsführer Henrik Hug stattfand, beherbergt der Hauptfriedhof mehrere Kriegsgräberstätten, bei denen wechselnd das Programm gestaltet wurde. 

„80 Jahre Überfall auf die Sowjetunion“ - unter diesem Motto sollte der programmatische Schwerpunkt an diesem Tag stehen. Es sollte erinnert werden an die Gefahren von Faschismus, Rassenideologie und deren Folgen - damals fanden Hunderttausende Soldaten den Tod im Kriegsgeschehen, Zivilisten verhungerten oder waren als „Kollateralschäden“ zu verzeichnen. 

So fand der erste Teil des Gedenkens auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof statt. Untermalt vom Posaunenchor Eisenach und einem deutsch-russischen Musikstück vorgetragen von Rainer König, fanden Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Pavel V. Reschetnikov (stellvertretender Generalkonsul der Russischen Föderation Leipzig) mahnende Worte. Zunehmend sind auch jüngere Stimmen zu Wort gekommen, denn, so waren sich alle Redner*innen einig, das Nachdenken, das Gedenken, das Überdenken zu Krieg und Gewalt müsse sich an die kommenden Generationen anschließen. Je länger wir keine Berührung mit Krieg und seinen Folgen hätten, desto abstrakter und unvorsichtiger würde man mit diesem Thema umgehen. 

Der zweite Teil des Gedenkens fand inmitten der Kriegsgräberstätte für Eisenacher Bombenopfer und deutschen Soldaten des 2. Weltkriegs statt. Der Thüringer Innenminister Georg Maier eröffnete mit kritischen Worten die zweite Hälfte der Gedenkstunde, sprach sich klar gegen die aktuellen Gefahren für Demokratie und Frieden in unserem Land und weltweit aus. Die Brücke zu schlagen zwischen den Fehlern der Vergangenheit, die Millionen von Menschenleben kosteten und dem Lernen für die Zukunft war an diesem Tag besonders wichtig. 

Berührung mit greifbaren Einzelschicksalen wurde durch Schüler*innen der Goetheschule Eisenach und der Geschwister-Scholl-Schule Eisenach ermöglicht, die Auszüge aus Feldpostbriefen und Biografien von in Eisenach lebenden Opfern des Zweiten Weltkriegs vortrugen. Eisenach wurde selbst zum Kriegsende von Luftangriffen der Alliierten heimgesucht, bei denen über 300 Einwohner ums Leben kamen. Die Schülerbeiträge zeigten sowohl, dass hinter einer Waffe immer ein Mensch steht, aber auch wozu der Mensch hinter der Waffe in der Lage sein kann.

Der Appell, dass Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz in unserem Land hätten, wurde am Volkstrauertag zwar ausgesprochen, doch wird es nun an der Zeit sein, diesen Appell auch mit voller Entschlossenheit in die Tat umzusetzen. Frieden und Gleichbehandlung zu predigen ist immer einfacher als Frieden und Gleichbehandlung in einer Gesellschaft lebendig zu machen. Nächstes Jahr im November, zur nächsten Gedenkveranstaltung werden wir die Möglichkeit haben, Zwischenbilanz zu ziehen. 

Leonie Thenent, JAK Thüringen