So wird zum Beispiel erst seit 2021 die Luftlandeoperation Merkur nicht nur aus deutscher Sicht thematisiert, sondern auch aus der Sicht der Verteidiger. Nicht zuletzt wird inzwischen auch hier über den verlustreichen Besatzungsalltag des kretischen Volkes unterm Hakenkreuz informiert. Die Ambivalenz zwischen Kriegsrecht und Recht auf Verteidigung führte zu grausamen Kriegsverbrechen.
Mit diesen Ergänzungen ist die Entwicklung der Ausstellung sicher noch nicht abgeschlossen.
Für mich ist zum Beispiel die Frage offen, ob dieser deutsche Pyrrhus-Sieg nur der Versuch der beteiligten Luftwaffengeneräle war, verlorenes Prestige beim „Luftkampf um England“ zu kompensieren?
Dafür spricht, dass Hitler von der Operation Merkur auf dem Nebenkriegsschauplatz Kreta erst überzeugt werden musste, da ihm die kurz darauf geplante Operation Barbarossa wichtiger war.
Die Frage aller Fragen ist jedoch die nach der Motivation von Soldaten, sich mehrheitlich freiwillig mit dem Fallschirm oder dem Lastensegler im wahrsten Sinne des Wortes in ein „Himmelfahrtskommando“ zu stürzen.
Einen konnte ich direkt danach fragen: auch mein Vater meldete sich im Sommer 1940 freiwillig zu den Fallschirmjägern – für Deutschland – wie er als junger Unteroffizier nach zwei Feldzügen an der französischen Kanalküste meinte. Sein FLAK-Batteriechef ließ ihn nicht gehen, „weil doch noch ein paar übrig bleiben sollen“. Er blieb übrig, nachdem er alle Illusionen im Kessel von Stalingrad verloren hatte.
Der 1919, unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg gegründete Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. sieht seine Aufgabe seit jeher darin, Versöhnung über den Gräbern zu stiften. Er muss aber auch selbstkritisch bekennen, dass diese Stimme nicht immer deutlich zu hören war, besonders in der dunklen Zeit, als es die hier liegenden Gefallenen am nötigsten gebraucht hätten.
In diesem Sinne wollen wir hier und heute ihrer gedenken und den Auftrag mitnehmen, alles zu tun um eine Wiederholung zu verhindern.