Meldungen aus dem Landesverband Thüringen
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Erinnerung und Mahnung

Gedenkfeier des Freistaats Thüringen zum Volkstrauertag 2021 auf dem Eisenacher Hauptfriedhof

„Es ist schon einmal passiert und kann wieder passieren.“ Mit diesen einfachen Worten gelang es Maya Kirchner und Marcel Trenz (Geschwister-Scholl-Schule), den Sinn des Volkstrauertages zusammenzufassen: Erinnerung an Millionen Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft, Terror und Hass sowie Mahnung, dies nie wieder zuzulassen. 

Maya und Marcel erinnerten während der zentralen Gedenkfeier des Freistaates Thüringen auf dem Eisenacher Hauptfriedhof an die Opfer, und da insbesondere an das Schicksal von Martha und ihrem Sohn Alfred Stückrad aus Eisenach, deren Gräber auf dem Ehrenfriedhof für die Opfer des Zweiten Weltkrieges zu finden sind.

Auch Schülerinnen und Schüler der Goetheschule steuerten Programmpunkte bei und lasen aus Feldpostbriefen und Berichten von sowjetischen und deutschen Kriegsteilnehmern.

Zum zentralen Gedenken des Landes in Eisenach hatten Stadt, Land und Kriegsgräberfürsorge gemeinsam geladen. Mit dabei war auch Pavel V. Reschetnikov vom russischen Generalkonsulat aus Leipzig. Der Volkstrauertag soll in diesem Jahr vor allem an den Beginn des Vernichtungsfeldzuges Nazideutschlands gegen die Sowjetunion vor 80 Jahren erinnern.

Innenminister dankt für die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge 

Reschetnikov wies darauf hin, dass die Sowjetunion damals 27 Millionen Toten zu beklagen hatte, viele darunter Zivilisten. In nahezu jeder sowjetischen Familie habe es Opfer gegeben. „Und dennoch hat sich das sowjetische Volk ohne Hass auf den langen und schwierigen Weg der Verständigung mit dem deutschen Volk gemacht.“

Auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) erinnerte an das „unermessliche Leid“, das durch die Kriege verursacht worden sei. Und die Gesellschaft müsse weiter auf der Hut sein, denn jene, die die Opfer verhöhnen und das Leid verleugnen, seien wieder da. „Denen müssen wir uns wieder und wieder entgegenstellen.“ Er bedankte sich auch für die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge, denn die leiste auf diese Weise ihren Beitrag zur Versöhnung und Erinnerung.

Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) war froh, dass so viele Menschen und darunter auch so viele junge Menschen an der Gedenkveranstaltung teilnehmen. „Der Volkstrauertag ist für unsere Gesellschaft ein besonders wichtiger Tag.“ Es sei ein Tag, der zur Versöhnung über den Gräbern diene, des stillen Gedenkens und der Besinnung. Mit der Zeit habe sich der Charakter des Volkstrauertages verändert, schon weil die Schrecken des Krieges gerade für die jungen Menschen nicht mehr so gegenwärtig seien. Das mache es aber so wichtig, an die Opfer von Kriegen, Gewaltherrschaft und Terror zu erinnern. „Der Tag steht deshalb vor allem im Zeichen der Erinnerung, aber auch im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen, im Zeichen der Menschlichkeit.“

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges seien 76 Jahre vergangen. Der Krieg sei ein inzwischen ferner, aber kein abgeschlossener Teil der Vergangenheit und der Sehnsucht nach Frieden. Das Gedenken an die Toten sei eine Mahnung, aus der Vergangenheit Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen – und vor allem zu handeln. Wolf: „Unser Handeln entscheidet mit, wie das 21. Jahrhundert verlaufen wird. Ob es ein friedvolles, menschliches Jahrhundert wird und wir es schaffen, die tiefen Gräben in unserer Gesellschaft zu überwinden.“ 

Von Peter Rossbach