Meldungen aus dem Landesverband Thüringen
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Ein Aus für Moos und Efeu in Mühlhausen

Kriegsgrab von Paul Welsch, das von seiner Tochter Martina Bergmann gepflegt wird

An einem nebeligen Samstagmorgen im Oktober ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Pflegeaktion in Mühlhausen mit Bürsten und Heckenscheren ausgestattet an den Kampf gegen Moos und Efeu, das sich hartnäckig um die Gräber des Neuen Friedhofs gerankt hatte. Fast vier Stunden lang sollte es dauern, bis alle Gräber vom Moos, Efeu und Schmutz befreit waren. 

Der Volksbund und Jugendarbeitskreis Thüringen (JAK) trafen sich um Punkt 10 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Friedhof. Mit dabei waren sowohl Mühlhausens Bürgermeister Jan Riemann, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich begrüßte und sich bei ihnen für ihre Arbeit bedankte, wie auch zwei Bundeswehrreservisten, die fleißig mit anpackten. Die Pflegeaktion betraf die Gräber der deutschen Soldaten und Bombenopfern des Zweiten Weltkrieges, die sowjetischen Kriegsgefangenengräber und die Gräber der Opfer der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bevor es losging, sprach Pfarrer Benjamin Themel ein ergreifendes Gebet für Frieden in der Welt, dann teilte sich die Gruppe der Freiwilligen auf und begann, die Kriegsgräber zu säubern. Dabei stieß noch Martina Bergmann, die Tochter des im Zweiten Weltkrieg bei Cottbus gefallenen Leutnants Paul Welsch, hinzu und kümmerte sich rührend um das Grab ihres Vaters. 

Die Grabanlage des sowjetischen Friedhofs war von Efeu umschlungen, welches sich störrisch mit der Heckenschere beseitigen ließ. Unter dem Efeu konnte man vor lauter Moos kaum noch die Inschriften der Grabsteine erkennen, weshalb hier Schaber und die Stahlbürste zum Einsatz kamen. Langsam kamen die Namen zum Vorschein, die hier verdeckt wurden. Die meisten der sowjetischen Toten, die hier liegen, starben den unmenschlichen Arbeitsbedingungen, der mangelnden Hygiene und den Schikanen der Wachmannschaften. Auch die Gräber der deutschen Soldaten und Bombenopfer wurden ordentlich entmoost, hier hatte sich glücklicherweise noch keine dichte Moosschicht gebildet. Auch die Gräber der Opfer des Nationalsozialismus ließen sich gut wieder instand setzen. Nach vier Stunden Arbeit ging es dann für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum wohlverdienten Mittagessen ins Restaurant Paganini, wo man sich aufwärmte und regen Tischgesprächen nachging. 

Der Volksbund organisiert immer wieder Pflegeaktionen für verschiedene Friedhöfe in Thüringen, damit das Gedenken an die Opfer von Krieg, Gewalt und Verbrechen gefördert wird und die Verstorbenen weiterhin eine würdige Ruhestätte haben.