Meldungen aus dem Landesverband Thüringen
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Pflegeeinsatz in Metz

Am 18. Januar 1871 wurde im Spiegelsaal von Versailles das deutsche Kaiserreich proklamiert. Die süddeutschen Staaten und der Norddeutsche Bund einigten sich auf die Bildung eines Föderalstaates, der den Namen Deutsches Reich erhält und die Grundlage für die Entstehung des modernen deutschen Nationalstaats darstellen sollte. Dem voraus ging der Deutsch–Französische Krieg von 1870/71. Im August 1870 kam es im Bereich westlich von Metz, bei Gravelotte, zur heftigsten und verlustreichsten Schlacht des gesamten Krieges. Binnen dreier Tage fielen fast 75.000 Soldaten beider Nationen. 
Im Zuge der Vorbereitungen für die alljährlichen Gedenkfeierlichkeiten dazu, machte sich Anfang August 2022 ein Arbeitskommando der 4. Kompanie IT-Btl 383 aus Erfurt auf den Weg nach Lothringen. Im Auftrag des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gingen acht freiwillige Soldaten ans Werk, um die vielen Monumente, Friedhöfe und Grabanlagen bei Gravelotte zu pflegen. Gefallene dieses Krieges wurden oft an Ort und Stelle oder in der näheren Umgebung beerdigt und nicht, wie später üblich, auf große Sammelfriedhöfe überführt. Oftmals liegende Hunderte in Kameradengräbern.
Trotz der großen Hitze und Trockenheit konnten binnen zwei Wochen rund 40 Orte auf dem ehemaligen Schlachtfeld wieder vorzeigbar und teils jetzt wieder auffindbar gemacht werden. Erschöpft aber stolz gingen die Tage zu Ende. Ein Jeder brachte sich ein und die „kleine Kampfgemeinschaft“ bekämpfte das gegnerische Gestrüpp und Unkraut lehrbuchmäßig.  Das Wochenende stand genauso im Schatten der Kriege, wie der Arbeitseinsatz. Neben dem wohlverdienten Ausschlafen, standen die obligatorische Weinverkostung, sowie die Sehenswürdigkeiten von Metz, der Besuch der Maginot Linie und des Schlachtfeldes von Verdun auf dem Plan. Letzteres wurde in einer Tagestour erkundet und erfüllte alle Teilnehmer mit schweren Emotionen und tiefer Ehrfurcht. Eindrücke und Bilder, die sie nie vergessen werden. 
Abgerundet wurde das Wochenende durch die traditionelle Gedenkzeremonie auf der Kriegsgräberstätte in Gravelotte. Hier, wo keine 1000 Menschen Platz haben, jedoch rund 7000 Männer ihre letzte Ruhestätte fanden, wurde ihrer würdig gedacht. Die Zahlen überwältigen, machen fassungslos. Im gesamten Zuständigkeitsgebiet liegen heute rund 1.000.000 Soldaten aus drei großen Kriegen. 
Die kurze, dennoch bewegende Zeremonie nahm nicht nur die zahlreichen Besucher sichtlich mit. Gemäß dem Kredo des Volksbundes „Versöhnung über den Gräbern - Gemeinsam für den Frieden“, gedachten Franzosen und Deutsche - Seite an Seite - der Gefallenen und zeigten in diesem Moment, wie tief der europäische Gedanke in ihnen verankert ist.
Respekt, Dank und Anerkennung kamen den Soldaten von den vielen Besuchern, als auch von den Angehörigen der Traditionsverbände entgegen. Das machte Stolz und gab Kraft für die zweite Arbeitswoche auf weiteren Kriegsgräberstätten. Das war auch nötig, denn in der zweiten Woche des Arbeitseinsatzes gab es einen besonderen Auftrag. Dazu wurde die Mannschaft durch französische Mitarbeiter des Volksbundes unterstützt. Ziel war die Freilegung eines seit Ende des ersten Weltkriegs nahezu vergessenen deutschen Friedhofs. Unter großen Anstrengungen und mit Hilfe vieler Maschinen wurde eine große Bresche ins Waldgelände geschlagen, Denkmale und Grabsteine freigelegt und somit die Anlage aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Auch hier gab es viel Lob für den freiwilligen Einsatz durch den Bürgermeister und die Anwohner. 
Text und Bilder: Ronny Pistor